October 13, 2018 / erstellt am: November 30, 2018 Fotografie, Reportage / Bewertung: 8 Vom Himmel fallenEs ist ein Klassiker auf der bucket list und dennoch ein abstruser Wunsch: Einmal im Leben aus einem Flugzeug springen und den freien Fall erleben. Ein Tandem-Fallschirmsprung macht dieses Erlebnis für jedermann möglich und ist die Geschäftsidee von Skydive Switzerland in Reichenbach. Der Preis sind etwas Mut, Überwindung und Geld. So ein Tandem-Fallschirmsprung ist nicht ganz günstig. Aber wenn man etwas wirklich will, spielt der Preis keine Rolle.Der Mensch ist nicht gemacht für den freien Fall und dementsprechend reagiert sein Körper auf diese Ausnahmesituation. Einmal ins Blut ausgeschüttet, vermittelt Adrenalin eine Herzfrequenzsteigerung, einen durch Blutgefässverengung bewirkten Blutdruckanstieg. Adrenalin ist ein Stresshormon und schafft als solches die Voraussetzungen für die rasche Bereitstellung von Energiereserven, die in gefährlichen Situationen das Überleben sichern sollen. Aber im freien Fall nützt auch das nichts mehr. Man ist der Situation komplett ausgeliefert, rast mit 200 km/h der Erde und dem sicheren Tod entgegen und kann nur hoffen, dass der Fallschirm aufgeht. Das gefährlichste daran sei die Reise zum Flugplatz in Reichenbach im Kandertal, wo sich die Basis von Skydive Switzerland befindet. Ein guter Spruch, dem man gerne Glauben schenken will. Nach der Begrüssung erklären qualifizierte Fallschirmpiloten den genauen Ablauf des Sprungs und händigen die Ausrüstung aus. Eine kurze aber professionelle Instruktion schafft Vertrauen. Der blaue Overall soll die Kleidung schützen. Die festgezurrten Gurte und Träger zwicken zwischen den Beinen, geben aber auch ein scheinbares Gefühl von Sicherheit. Nach ein paar Trockenübungen geht es auch schon los. Es ist eng im kleinen Propellerflugzeug. Und unglaublich laut. Um so schöner die Aussicht über den Thuner- und Brienzersee und die Berge. Ein wolkenloser Prachtstag im Oktober. Der perfekter Tag zum Springen. Der Aufstieg dauert 12 Minuten. Und plötzlich wird es ruhiger. Wenn auf 4000 Meter über Meer die Türe geöffnet wird, bleibt nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken. Theoretisch könnte man jetzt immer noch abbrechen. Das Anziehen der Schutzbrille lenkt von der Angst ab. Festgebunden am Tandemmaster bestimmt er das weitere Vorgehen. Mit einem Salto beginnt der Sturz in den Abgrund. Alles geht unglaublich schnell. Sobald eine stabile Flugposition erreicht ist, darf man die Arme ausstrecken. Der Wind zerrt am Overall und pfeift in den Ohren. Der freie Fall dauert 25 Sekunden bis der Tandemmaster die Reissleine für den Fallschirm zieht. Der Schirm entfaltet sich und bremst die Geschwindigkeit ab. Zeit zum genießen und sich die Gegend mal aus einer ganz anderen Perspektive anzuschauen. Ganz weit unten sieht man den kleinen Flugplatz, wo alles begann. Nach einigen Kurven und etwas wilderen Pirouetten in der Luft landet man sanft auf einer Wiese direkt neben der Piste des Flugplatzes. Überwältigt von den Eindrücken ist man glücklich und froh das Abenteuer heil überstanden zu haben und wieder festen Boden unter den Füssen zu spüren. Mein Ziel war es, dieses einmalige Erlebnis fotografisch zu dokumentieren. Mit den Fotografien, die der Tandemmaster mit einer Kamera auf seinem Handgelenk machte, habe ich die Reportage ergänzt. Dank dem Film und den Fotografien werden wir uns immer an dieses tolle Erlebnis erinnern können. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch für mich, der auf dem Boden blieb und sich überlegt, selber einmal zu springen. weitere Fotografien |