April 19, 2017 / erstellt am:  April 27, 2017
Fotografie, Dokumentation, Chor, Theater / Bewertung: 9

Ferien in Rimini mit SCHWUBS

Professionell sind sie nicht. Aber genau dies macht den Charme der schwulen Berner Sänger aus. Der Spass und die Unterhaltung stehen an erster Stelle. Sowohl akustisch wie auch optisch. Dies gilt auch für ihr neues Bühnenprogramm «Rimini»:

«SCHWUBS macht Ferien in Bella Italia! Der Chor entflieht der nasskalten Schweiz, um in Rimini die Seele baumeln zu lassen. Neben prickelnden Ferienflirts erhoffen sich die strammen Sänger aus Bern eine Fülle an Inspiration für ihr neues Programm. An der Adriaküste erleben die SCHWUBS so manche Überraschung, denn: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Non si sa mai…

Doch warum ausgerechnet Rimini – in der Vorsaison?! Allen Vorurteilen zum Trotz, man(n) findet Gefallen an Rimini... Die erlebnisreiche Woche an der Riviera beenden die SCHWUBS mit einer fulminanten Party in einem Nachtclub, in dem der umtriebige Barbesitzer Rocco Barocco den Chor kurzfristig als Show-Act engagiert. Mamma mia, wenn das bloss gut geht!»

Der schwule Berner Männerchor SCHWUBS wurde 1992 gegründet. Aus anfänglich 11 Sängern wächst der Chor innerhalb von vier Jahren zu einer Grösse von 43 Sängern an und schrumpfte leider in den letzten Jahren auf eine Grösse von aktuell 16 Sängern zusammen. Es ist schwierig neue Mitglieder anzuwerben, da doch viel Engagement verlangt wird, sowohl zeitlich wie finanziell. Jedes Chormitglied zahlt einen Mitgliederbeitrag von Fr. 350.- (Studenten und Lehrlinge Fr. 175.-) pro Jahr. Geprobt wird einmal pro Woche. Kurz vor Auftritten auch etwas mehr.

«SCHWUBS ist lustvoll, sexistisch, (selbst)ironisch, (selbst)kritisch, nie nur zufällig oder gewöhnlich, gehört zu einer eigenständigen schwulen Kultur, ist kreativ, interpretiert das schwule Leben, ermöglicht einen Blick über den Tellerrand, spielt mit den Geschlechterrollen, sieht sich gerne im Spiegel und hält ihn auch gerne den andern vor.»

«Warum singst Du bei SCHWUBS mit? Weil er mir die Möglichkeit gibt, lustvoll zu singen und meine Persönlichkeit einzubringen. Das heisst ohne Rücksichtnahme zu denken, sprechen und handeln, dabei ohne Erklärungen verstanden zu werden und nicht nur toleriert zu sein. Diesen speziellen schwulen Humor und Lifestyle auch vor Publikum auszuleben, ohne Rücksicht auf Normen, die nicht meine sind.»

«SCHWUBS unterscheidet sich von anderen Chören
- weil die Lieder nicht nur gesungen sondern auch inszeniert werden
- weil das Liedgut oft auch ironisch verwendet wird
- weil SCHWUBS auch eine (schwulen)-politische Seite hat
- weil SCHWUBS mit der Liedauswahl und Interpretation das schwule Leben, die schwule Darstellungssucht, die Abgrenzungsversuche zur Schau stellt, kritisiert und überhaupt ermöglicht.»

«Mittlerweile haben die Auftritte der Schwulen Sänger schon fast Kultstatus. Mal treten sie im Bademantel vor den Vorhang, mal ziehen sie sich silberne Perücken über oder werfen sich die rosa Federboa um den Hals. «Ob Fummel oder Leder, wir reizen bei den Shows so ziemlich jedes Klischee aus», lacht Daniel Geiser. Und gerade diese schrillen, selbstironischen und selbstverständlich selbstbewussten Auftritte seien wohl mitverantwortlich, dass ihre Konzerte im In- und Ausland regelmässig ausverkauft seien.»

Nach Christine Guy (1995 - 2000), Gregor Wannack (2000 - 2003) und Werner Bucher (2003 - 2011) wird der Chor seit 2011 von Abdiel Mondes de Oca geleitet.

1997 Doris, Doris
1999 Mann-oh-Mann
2000 The best of SCHWUBS
2002 Aspects of Love - Cole Porter Songs
2003 Mannsbilder - Weibsbilder
2004 Erfolgreich, glücklich und schön
2005 Wenn die Musi spielt
2007 Spieglein, Spieglein
2008 Ja, ich will
2010 Worst of Eurovision Song Contest
2012 Varieté
2014 Go West
2017 Rimini

Mit Ausschnitten ihres jeweils aktuellen Programms sind SCHWUBS in folgenden Orten aufgetreten, meist in einem schwullesbischen Zusammenhang: Bern, Biel, Bolligen, Brienz, Delémont, Gümligen, Langnau, Luzern, Mühlethurnen, Münchenbuchsee, Neuenburg, Olten, Schönbühl, Spiez, Zürich und Berlin, Dublin, Frankfurt am Main, Groningen, Hamburg, Köln, London, Mainz, München, Nürnberg, Paris, Saarbrücken und Stuttgart.

Beim Bühnenprogramm «Rimini» habe ich während den Vorstellungen versucht mit meiner Kamera so oft wie möglich den richtigen Moment zu erwischen, was manchmal gelang und manchmal auch nicht. Ich habe sowohl bei der Hauptprobe wie auch bei der Premiere fotografiert, jeweils mit einem anderen Objektiv. Die wechselnden Lichtverhältnisse kamen erschwerend hinzu. Erst die nachträgliche Auswahl ist entscheidend. So sind aus 717 Aufnahmen eine Auswahl von 200 Fotografien entstanden, die abwechslungsreich das Bühnenprogramm von SCHWUBS dokumentieren. Störende Mikrofone, die von der Decke hingen, habe ich wegretuschiert. Ebenso Schatten, welche die Mikrofone auf die Gesichter warfen.

Konzept & Kreativteam: Linda Trachsel, Samuel Graf, Henry Hohmann, Luc van Lieshout, Robi Kerkhof, Rolf Schlup, Mike Stöckli

Musikalische Leitung: Abdiel Montes de Oca

Regie: Linda Trachsel

Musik: Abdiel Montes de Oca (Piano), Doris Lanz (Bass), Jan Klopfenstein (Drums)

Choreografie: Rolf Schlup, Luc van Lieshout, Samuel Graf, Linda Trachsel, Andreas Gerrits

Bühnenbild: Schule für Gestaltung Bern

Kostüme: Rolf Schlup (Konzept), That Suits (Produzent)

Auf der Bühne: Roger Bosonnet, Beat Frauchiger, Daniel Geiser, Andreas Gerrits, Samuel Graf, Thomas Hirschi, Henry Hohmann, Hanspeter Käslin, Robi Kerkhof, Jonas Mülchi, Amir Rezaie, Stefan Ridders, Rolf Schlup, Markus Schumacher, Mike Stöckli, Luc van Lieshout
<<