March 2, 2019 / erstellt am:  March 5, 2019
aufgefallen, gefallen, Museum, Ausstellung

Strohmuseum im Park

Beim Wort Stroh denke ich zuerst an einen Stall mit Kühen. Penetranter Geruch inklusive. Dass man aus Stroh wahre Kunstwerke schaffen kann, lernte ich beim Besuch des Strohmuseums in Wohlen, Kanton Aargau.

Ich erwartete verstaubte Folklore, veraltete Szenografie und mehr Langeweile statt Anregung und Inspiration. Dementsprechend wurde ich angenehm überrascht als ich ein modernes Museum mit zeitgemässer Ausstellung vorfand. In einer Gegend, die ich nicht besonders gut kenne. So wusste ich nicht, dass diese als Freiamt bezeichnete Region im Kanton Aargau, noch vor hundert Jahren zu den Hochburgen der Strohindustrie zählte. Vielseitig, multimedial, interaktiv und anhand einzigartiger Originale wird die Geschichte der Hutgeflechtindustrie erzählt.

«In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand im aargauischen Freiamt eine Industrie, die Strohbänder mit verschiedenen Webtechniken herstellte. Daraus nähte man Hüte die je nach Verwendungszweck auch mit Garnituren aus Stroh verziert wurden. Ganze Hüte oder auch nur deren Bestandteile, fertigten meist Familien in Heimarbeit an, die sich so einen Zustupf zum landwirtschaftlichen Erwerb verdienten. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die modischen Kopfbedeckungen aus dem Raum Wohlen weltbekannt. Fabriken entstanden. Selbst erfundene und weiter entwickelte Maschinen erlaubten die Herstellung grösserer Mengen der allseits begehrten Produkte. Nebst Stroh verarbeitete man jetzt auch Rosshaar und später sogar Kunststoffe. Mit dem langsamen Verschwinden der Hutmode erfuhr die Strohindustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts leider ihren unaufhaltsamen Niedergang.» (Quelle)

Das Strohmuseum wurde bereits 1976 gegründet und befindet sich heute im Zentrum von Wohlen in der Villa Isler. Die Villa wurde um das Jahr 1860 für den Strohfabrikanten Friedrich August Isler erbaut und ist ein historisch wertvolles Beispiel klassizistischer Villen-Architektur. Das neue Strohmuseum wurde im Mai 2013 eröffnet. Konzept, Inhalte, Narration und Grafik stammen vom Büro «imRaum» aus Baden.

Neben der Dauerausstellung gibt es einen Raum für Wechselausstellungen. Die aktuelle Sonderausstellung widmet sich der skandinavischen Tradition der «Himmeli» – geometrischen Konstruktionen, die aus Roggenstrohhalmen kreiert werden. Die finnische Künstlerin Eija Koski schafft seit 20 Jahren aus Stroh dreidimensionale, filigrane Kunstwerke, die den Betrachter verzaubern.

Ein Museumsbesuch, der sich lohnt. Als Ausflugsziel an einem verregneten Sonntag zum Beispiel.

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