April 4, 1988 / erstellt am:  October 3, 2008
Ferienjob, Grafiker, Plakate

Von gefrässigen Käfern und schönen Plakaten

In der Insektenabteilung des Naturhistorischen Museums in Bern gab es einen lebendigen und gefrässigen Käfer, welcher sich von den Ausstellungsexponaten ernährte und sie dadurch natürlich zerstörte. Meine Aufgabe während eines Sommerferienjobs war, diesen Käfer mit Giftpulver zu bekämpfen. Weil dies nicht ganz ungefährlich war, musste ich nach gewisser Zeit immer eine Zwangspause einlegen. Am Abend stank ich trotzdem jeweils wie eine Mottenkugel. Bei einer dieser Pausen ging ich ins Atelier von Claude Kuhn. Natürlich sind mir seine Plakate bereits aufgefallen. Ich fragte ihn, ob ich in den nächsten Schulferien zu ihm arbeiten gehen könnte, was ich bedeutend interessanter gefunden hätte, als das Insektengift zu verstreuen. Dies war aber leider nicht möglich. Dafür erzählte er mir viel über den Beruf des Grafikers und ich konnte ihm auch bei der Arbeit zusehen.
 
Über Claude Kuhn:
Der Berner Claude Kuhn-Klein (1948) erhielt seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Bern. Anschliessend besuchte er die Akademie der bildenden Künste Stuttgart, später die Kunstgewerbeschule Zürich. Seit 1972 widmet er sich freier künstlerischer Arbeit und ist zugleich Grafiker und Ausstellungsgestalter am Naturhistorischen Museum Bern. 1986 erhielt er einen Lehrauftrag an der Schule für Gestaltung.

In seinem Plakatschaffen dominieren zwei gegensätzliche Themenbereiche: der Boxsport und die Tierwelt. Während bei den Boxsport-Plakaten Claude Kuhn-Klein aussergewöhnliche Gesichtspunkte wählt - etwa die Verwandlung der beiden Boxer im Ring in zwei riesige Boxhandschuhe, die aufeinander losgehen -, steht bei den Tierplakaten eine exakte, stilisierte Darstellung der Tiergestalt im Vordergrund.
 
Natürlich sind seine Plakate gefällig. Plakativ eben - wie ein Plakat im besten Fall auch sein sollte. Ein Plakat von Claude Kuhn erkennt man sofort als solches. Er hat seinen eigenen Stil mit den klaren Farbflächen, den oft stilisierten Figuren und der grafischen Anordnung. Aber am besten gefällt mir sein subtiler Witz.
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