July 4, 2009 / erstellt am:  July 5, 2009
gesehen, aufgefallen, Kabarett

Je m'en fous les bourbines

Ja, es gibt ihn, den «Röstigraben» zwischen deutsch und französisch sprechender Schweiz. Es ist nicht nur die Sprache und Mentalität die sich unterscheidet, sondern auch eine andere Kultur, welche natürlich durch die Sprache und Mentalität geprägt wird. So kommt es, dass Marie-Thérèse Porchet in der Westschweiz ein Star ist und seit über 10 Jahren Kultstatus geniesst, während man den Namen in der Deutschschweiz noch kaum kennt. Nun wagt sie jedoch den Sprung über den Röstigraben und tritt mit ihrem Programm «uf düütsch» in verschiedenen Theatern in der Deutschschweiz auf. Hinter der Figur von Marie-Thérèse Porchet steckt der Genfer Tänzer, Sänger und Schauspieler Joseph Gorgoni.

Eine Minderheit darf sich über die Mehrheit lustig machen. Das Gegenteil ist weniger angebracht. Und so macht sich die exzentrische Dame über die Eigenarten und vor allem die Dialekte der Deutschschweizer lustig. Dabei bemerkt sie selbstironisch, dass die «bourbines», wie die Deutschschweizer in der Romandie genannt werden, immer sehr nett zu ihr seien und ihr Exlover Ruedi sogar in Zürich lebte. Angeblich soll sie vor paar Jahren noch überhaupt kein deutsch gesprochen haben und steht nun sogar beinahe akzentfrei Dialekt sprechend auf der Bühne. Abgesehen von kleinen dramaturgischen Schwächen ist ein Besuch bei Marie-Thérèse Porchet empfehlenswert. Schon nur wegen ihrer liebenswürdigen Art, der variantenreichen Mimik, dem bissigen Humor und den choreografischen und gesanglichen Einlagen.

Theaterkritik in der Basler Zeitung (11.09.2008)
Der welsche Komiker Joseph Gorgoni parodiert in der Transvestitenrolle der Marie-Thérèse Porchet den Typ biedere Hausfrau und Klatschbase um die 50. Er macht sich als welches Lästermaul über den Deutschschweizer Dialekt lustig, ohne Deutsch zu können. Und nimmt die Klischees über das Dies- und Jenseits des Röstigrabens auf die Schippe. Das Ganze heisst «Uf Düütsch», kam als Comedy-Bombardement in der letzten Saison im Tabourettli in Basel gut an und wird nun im Fauteuil wieder aufgenommen. Madame Porchet, in der Romandie ein Begriff, ist nicht zu bremsen. Alles gerät, locker aber perfekt getimt, zur Parodie. Hier die chargierte Revue-Pose, dort das Chanson mit scharfer Zunge. Die Porchet im karierten Deuxpièces ist eine volksnahe Figur mit entwaffnender Selbstironie und charmanter Mimik. So lässt man sich gefallen, dass die Welschen unser «Schwiizerdüütsch» ein Gräuel finden.


http://www.marie-therese.ch
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