May 11, 2010 / erstellt am:  May 13, 2010
aufgefallen, gefallen, Zeichnen, Kunst

Vom Zeichner Saul Steinberg zu einer persönlichen Erkenntnis

Per Zufall stiess ich auf den rumänisch-amerikanischen Zeichner und Karikaturisten Saul Steinberg (Merci Edmond). Um genau zu sein, waren es zwei Zeichnungen, die mich faszinierten, obwohl ich nicht genau erkennen konnte, ob es sich um Frottagen oder feine Bleistiftschraffuren handelte. Wie sich später herausstellte, waren es zwei eher untypische Zeichnungen von Saul Steinberg. Bei der Recherche im Internet gefielen mir dann aber auch noch andere, typischere Zeichnungen, die mir unverhofft zu einer persönlichen Erkenntnis verhalfen.

Bekannt wurde Saul Steinberg (1914 - 1999) für seine langjährige illustrative Tätigkeit für das Magazin «The New Yorker». Seine bewegte Lebensgeschichte kann man auf Wikipedia nachlesen und entdeckt einen vielseitigen Künstler mit vielen Begabungen. Mit zum Teil sehr reduzierten, geradezu banalen Linien schaffte er es, das Wesentliche aufs Papier zu bringen. Diese Beschränkung auf die Umrisslinien wird zu seiner eigenen Bildsprache, die viele andere Zeichner beeinflusste. So erinnerten mich seine Zeichnungen zum Teil an die Arbeiten von Ted Scapa. Eine dunkle Komik, ein scharfer Blick auf menschliche Eitelkeiten verbinden sich mit einer überbordenden Fantasie und virtuosen Handhabung der zeichnerischen Mittel. Medien lieben Superlativen und so wurde er als einer der besten Zeichner des 20. Jahrhunderts bezeichnet, obwohl die Kriterien für eine solche Wertung eher fragwürdig sind. Superlative hin oder her, bei mir führte es zu einer ganz anderen Erkenntnis:

Durch das Betrachten der Zeichnungen von Saul Steinberg fiel mir plötzlich auf, dass Zeichnungen gar nicht perfekt sein müssen und dennoch überzeugen können. Diese Einsicht nahm mir etwas die Angst vor dem Zeichnen. Denn seit meiner Ausbildung habe ich das Gefühl zeichnerisch nicht zu genügen und verlor die Freude daran. Vielleicht kann ich jenseits von Bewertungen und Urteilen eine zeichnerische Unbekümmertheit zurückgewinnen. Erste Anzeichen spüre ich bereits. Ich habe sogar wieder Lust einiges auszuprobieren, Ideen umzusetzen und auch schlechte Zeichnungen mit Humor zuzulassen. Ich muss ja nicht gleich Illustrator werden.

www.saulsteinbergfoundation.org
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