February 12, 2016 / erstellt am:  February 13, 2016
aufgefallen, gefallen, Kunst, Installation

Ein poetisches Kunsterlebnis

Es regnet. Dachte ich, als ich das Kunstmuseum in Thun betrat. Nicht draussen sondern drinnen. Es regnet im grossen Saal. Tausende von Regentropfen prasseln auf den Boden. Aber es ist trocken. Vor mir liegt ein schwarzes, rechteckiges Feld, bestehend aus unzähligen Papierknäueln, die sich bewegen und aneinander reiben. Die wellenförmigen Bewegungen erinnern mich an eine Wasseroberfläche.

Eigentlich völlig simpel und dennoch faszinierend. Gerade diese Einfachheit beeindruckt, wobei die ganze Installation alles andere als einfach ist. So wurde der Boden des ganzen Saales erhöht um darunter 40 Motoren zu verbergen, welche das schwarze Feld in Bewegung bringen. Mit 45 Kilogramm Papier schuf der Berner Künstler Zimoun eine aufwändige Klangskulptur. Er selber bezeichnet sie als temporäre Klangarchitektur.

Zimoun (geboren 1977) lebt und arbeitet in Bern. Es erstaunt nicht, dass er bereits mehrere Kunstpreise gewann und seine Arbeiten international an Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt wurden. Für seine minimalistischen Konstruktionen verwendet er meist aus dem Alltags- oder Industriebereich stammende Elemente und Materialien, wie beispielsweise Karton, Papier, Holz, Draht oder Plastiksäcke. In Bewegung gebracht durch Ventilatoren, Druckluft oder Motoren. Elegant spielt der Künstler mit Wiederholungen der immer gleichen Bewegungen und erzeugt damit eine poetische Wirkung. In ihrer extremen Einfachheit enthüllen die Installationen eine hypnotische Schönheit der Bewegung und laden zu einer Meditation ein.

Gesehen, gehört und erlebt im Kunstmuseum Thun in der Ausstellung «Ich muss nicht ans Meer» (13. Februar - 24. April 2016), wo sich alles ums Wasser dreht.
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