July 18, 2012 / erstellt am:  July 18, 2012
aufgefallen, gefallen, Fotografie, Humor

Ein Meister der humoristischen Fotografie

Es gibt so viele Fotografen, auch viele gute Fotografen, so dass sich die Frage stellt, wie unterscheidet sich der eine gute Fotograf vom anderen guten Fotografen (Fotografinnen sind dabei natürlich mitgemeint)? Einerseits ist dies durch einen persönlichen Stil, eine besondere Ästhetik möglich, was jedoch die Gefahr birgt, dass man sich beginnt im Kreis zu drehen und sich nur noch wiederholt. Oder andererseits durch die Konzentration auf ein bestimmtes Thema oder Genre von Fotografie. So bin ich auf den französischen Fotografen René Maltête gestossen, der tausende von Fotografien in seinem Leben machte und erst durch die Auswahl der humorvollen Fotografien bekannt wurde. Wie so oft ist die richtige Auswahl wichtiger Bestandteil im kreativen Prozess.

Geboren wurde René Maltête 1930 in der Bretagne und begann bereits mit 16 Jahren zu fotografieren. Fasziniert vom Film und Kino zog er mit 21 nach Paris und wurde Assistent (oder eher Handlanger) von Jacques Tati («Jour de Fête») und Claude Barma («Dindon de Barma»). Selber zu arm um einen eigenen Film zu drehen, kaufte er sich eine einfache Fotokamera (Semplex 6x6) und begann das Leben der einfachen Leute im Nachkriegs-Paris zu fotografieren. Wahrscheinlich desshalb die Beschränkung auf das quadratische Format. 1958 tritt er der Fotoagentur Rapho bei und zwei Jahre später erscheint im Verlag «Éditions Port-royal» sein erstes Buch «Paris des rues et des chansons».

Im Verlaufe seines Lebens wurden seine Fotografien in Zeitungen und Zeitschriften auf der ganzen Welt veröffentlicht (Stern, Life, Epoca, Camera, Asahi Camera, Punch) und zahlreiche Ausstellungen und Postkarten verhalfen seinem Werk zu einer gewissen Popularität. Dennoch scheint sein Name immer im Schatten noch bekannterer französischer Fotografen wie Henri Cartier-Bresson oder Robert Doisneau gestanden zu sein, da seine Fotografien nie dieselbe Popularität erreichten. Dabei hatte er eine aussergewöhnliche Begabung aussergewöhnliche Situationen des täglichen Lebens mit seiner Fotokamera einzufangen. Allerdings weiss man nie so genau wie viel Inszenierung und wie viel Zufall war.

Erst nach seinem Tod am 28. November 2000 erschien im Glénat Verlag eine Sammlung humoristischer Fotografien mit dem Titel «Des yeux plein les poches» (2003). Der ältere von zwei Söhnen, Robin Maltête (1963), selber Fotograf und IT-Manager, widmete ihm eine eigene Website.
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