March 20, 2019 / erstellt am:  March 20, 2019
aufgefallen, gefallen, Illustration, Portrait, Kunst

Pop-Art nach Anleitung oder auf Bestellung

Im Flughafen Zürich ist mir ein Werbeplakat aufgefallen mit einem Zitat und Portrait von Albert Einstein («Once we accept our limits, we go beyond them»). Das sehr bunte Portrait war eine grafische Abstraktion bestehend aus unzähligen farbigen Flächen. Bei einer nachträglichen Recherche im Internet habe ich zwar nicht herausgefunden von wem das Plakat stammte, ich vermutete eine Schweizer Uhrenfirma, bin aber auf einen Illustrator gestossen, der ebenfalls solche oder ähnliche grafische Umsetzungen von Portraits macht – Wedha Abdul Rasyid. Erstaunlicherweise wurde er gleich Namensgeber für diese Art grafischer Umsetzung – WPAP, was eine Abkürzung für Wedha's Pop Art Portrait ist. Erstaunlich insofern, dass der Illustrator in Indonesien lebt und arbeitet und nicht etwas in London, Paris oder New York.

Wedha Abdul Rasyid wurde 1951 in Pekalongan, Indonesien, geboren. Als Illustrator verdiente er sein Geld bei verschiedenen Printmedien. In den frühen 1990er Jahren entwickelte er seine Kunstform noch mit traditionellen Medien, also mit Pinsel und Farbstiften auf Papier oder Leinwand. Erst nach 2000 wechselte er in die digitale Welt. Vektorgrafiken drängten sich auf. Heute lebt und arbeitet er in Jakarta und ist Teil der WPAP Community, welche immer grösser und populärer wird. Es werden Workshops angeboten, Treffen veranstaltet und Ausstellungen organisiert. Bereits träumt er von einem eigenen Museum. In Indonesien wird er «Vater der Illustration» genannt.

«I believe that visual pop art is more and more part of the Indonesian society and the Indonesian people can engage further with the creation of pop art as it is a way to make Art in a sense of inclusion, in which everyone can participate. So far I've seen the pop art being assigned only to artists from Europe and America. Now, it's time for Indonesian artists to showcase their art pop» said Wedha.

Auf youtube findet man im Internet mehrere Tutorials für Portraits im WPAP style, was ich sogleich selber ausprobieren wollte. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass dies nicht so einfach ist. Bei grafischen Umsetzungen stellt sich ja immer die Frage, wie stark die Abstraktion sein darf um die portraitierte Person noch erkennen zu können. Für eine gelungene Umsetzung kann diese Abstraktion nicht automatisiert werden. Obwohl es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit ist, bis eine passende Software auf den Markt kommen wird. Solange braucht es noch das Auge und die Hand des Grafikers um ein ausgewogenes und stimmiges Portrait zu erhalten.

Ausgangslage ist immer eine bestehende Fotografie. Je besser diese ist, desto besser wird auch die grafische Umsetzung. Am wichtigsten sind die Augen, die Nase und der Mund. Es sind die Hauptmerkmale eines Gesichtes. Stimmt eines davon nicht, geht der Charakter und die Ähnlichkeit verloren.

Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Ich lies mein Portrait von zwei indonesischen Künstlern umsetzen – Adam Khabibi und Gilang Bogy. Warum zwei? Zum Vergleich. Gleiche Ausgangslage, unterschiedliche Ergebnisse. Ohne dass ich mich jetzt entscheiden könnte, welches mir besser gefällt.
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