August 25, 2012 / erstellt am:  August 25, 2012
aufgefallen, gefallen, Illustration

Zwischen Op- und Pop-Art mit französischem Flair

Viel ist nicht über sie herauszufinden obwohl sie eine eigene Website und ein Facebook-Profil hat und ich ihr eine Nachricht schreiben könnte. Aber was sollte ich ihr schreiben? Soll ich ihr schreiben, dass ich ihre Illustrationen toll finde? Dass sie mich inspirieren? Dass ich gerne mehr sehen würde? Dabei ist auf ihrer Website bereits viel zu sehen.

Malika Favre ist in Paris aufgewachsen und hat dort Graphik Design studiert. Danach zog sie nach London, wo sie zur Zeit lebt und arbeitet, zuerst angestellt bei einer Agentur und seit kurzem selbständig als Illustratorin.

Die minimalistischen Illustrationen wirken sehr weiblich und manchmal vielleicht auch etwas kitschig. Kitschig im Sinne von gefällig, gemacht um schön zu sein, was zum Teil an der Sujetauswahl liegen mag. Aber am stärksten finde ich ihre Arbeiten, wenn einfache Formen und kräftige Farben plötzlich eine dreidimensionale Wirkung erzeugen. Es ist dieses Spiel mit der Wahrnehmung von Fläche und Raum. Wenn aus horizontalen Linien plötzlich Lammellen einer Jalousie werden, oder ein schwarz-weiss Muster zu einer Fassade mit Balkonen (Beispiel Hide and Seek). Die raffinierte Kombination geometrischer und organischer Formen unterstützt diesen Effekt.
Wirkungsvoll ist auch das Spiel mit imaginären Linien, die wir durch unser Verlangen dreidimensional sehen zu wollen, automatisch ergänzen, obwohl sie gar nicht existieren (Beispiel Kamasutra). Somit ergänzen wir die reduzierten Formen zu einem Ganzen und schaffen eine räumliche Wirkung. Hinzu kommt eine erotische Komponente ohne plump zu wirken. Da Erotik viel mit unserer Fantasie zu tun hat, sehen wir, was wir gerne sehen wollen.
Eine räumliche Wirkung entsteht auch durch die Illusion von Schatten, wenn Formen zu dreidimensionalen Gegenständen oder menschliche Figuren werden (Beispiel June). Der Versuch das räumliche Sehen zu ignorieren um nur Flächen und Farben wahrzunehmen, gelingt uns kaum. Wobei die Farben unterstützende Wirkung haben und die Formen ausschlaggebender sind.

Danke Frank für deinen hilfreichen Hinweis, ohne den ich nicht auf diese wunderbaren Arbeiten gestossen wäre und mir einmal mehr meine Vorliebe für Minimalismus zeigt. Einfachheit kann als erstrebenswert aber auch als plump und schlecht beurteilt werden. Minimalistische Illustration ist eine Gratwanderung zwischen diesen beiden Polen.
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