December 30, 2012 / erstellt am:  April 14, 2016
aufgefallen, gefallen, Fotografie, Wahrnehmung

Getäuschte Wahrnehmung oder zweideutige Fotografie

Ein Mann macht bei einem Psychiater den Rorschachtest. Er sieht bei jedem Bild mit den Tintenflecken nackte Frauen. Der Psychiater stellt fest, dass er sexuell sehr fixiert sei. Worauf der Mann verärgert ruft, er müsse ihm halt nicht solch schmutzige Bilder zeigen.

Ähnlich erging es mir als ich zum ersten Mal diese Fotografie sah. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich die Ikea-Lampe (Stehleuchte NOT) und war einerseits überrascht, fühlte mich aber andererseits auch etwas ertappt. Eine wahrlich zweideutige Fotografie. Es gibt unzählige solcher Fotografien, die oftmals etwas plump wirken. Aber in diesem Fall ist die Überraschung derart unerwartet, dass sie mir gefällt. Ich stelle mir die Suche nach solchen Sujets ziemlich schwierig vor. Es kann sein, dass man per Zufall so einem Bild begegnet. Anuschka Blommers und Niels Schumm haben aber für diesen Auftrag gezielt danach gesucht.

Anuschka Blommers und Niels Schumm wohnen und arbeiten in Amsterdam. Sie lernten sich während ihres Studiums an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam kennen. Seit 1997 arbeiten sie als Fotografenduo in den Bereichen Mode und Kunst zusammen. Für das Erotikmagazin «Baron» haben sie eine ganze Serie solch zweideutiger Fotografien gemacht.

Es erinnert mich an die bekannten Kippbilder, welche so angelegt sind, dass meist zwei verschiedene Dinge wahrgenommen werden können. Ein bekanntes Kipp-­bild ver­eint zum Beispiel die An­sicht ei­ner al­ten Frau mit der Darstellung des Gesichtes ei­ner jun­gen Frau. Oder bei einer Zeichnung kippt die Wahrnehmung von Frosch zu Pferdekopf und zurück. Und mit dem Hasen-Enten-Kopf fand das Kippbild Eingang in die Philosophie von Ludwig Wittgenstein.
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