July 12, 2008 / erstellt am:  July 12, 2008
Leserbrief, schwul, «Magazin» / Bewertung: 7

Wir sind alle schwul

Bezeichnend für die «Magazin»-Doppelnummer zum Thema «Wir sind alle schwul» ist, dass ein Schwuler (Steffen Burkhardt) über den Selbstversuch Sex mit einer Frau schreibt, während der Hetero (Georg Diez) sich auf das Betrachten (vergleichen?) von Penissen auf Mykonos beschränkt. Nicht, dass jeder Hetero einmal Sex mit einem Mann haben sollte, was ebenso einem klassisch schwulen Wunschbild entspricht. Aber vielleicht beginnen sich die (Hetero-) Männer nun doch endlich auch zu emanzipieren. Und dazu gehört nun einmal, dass sie sich auch im sexuellen Bereich etwas weiter umsehen.

Was passiert, wenn sich Heteros plötzlich für Homos interessieren? Neben altbekannter Klischees («Der rosa Planet»), die meistens ja auch zutreffen, tauchen auch neue ermutigende Erkenntnisse auf: Zum Teil noch etwas amüsant ungeschickt (Max Küng «Wer bin ich?») oder intellektuell ausweichend (Daniel Binswanger «Wer sind wir?»). Und vielleicht lernen Frauen (z.B. Michèle Roten) Liebe und Sex auch noch zu trennen.

Was ich schon immer mal loswerden wollte und eigentlich nichts mit dieser «Magazin»-Doppelnummer zu tun hat: Es gibt doch tatsächlich noch Menschen, die glauben, man habe sich die sexuelle Orientierung ausgesucht. So fielen mir während einer Arena-Diskussion die Äusserungen von Nationalrat Christian Waber (EDU) auf. Nein, Herr Waber, ich habe mir meine sexuelle Orientierung nicht ausgesucht, sondern stellte bereits als Kind und dann vor allem während der Pubertät fest, dass Männer für mich sexuell einfach anziehender sind, als Frauen.

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