September 16, 2012 / erstellt am:  September 16, 2012
Kunst, Gedanken, Wertvorstellungen

Was ist Kunst? Oder wie ist damit umzugehen?

Nicht alles ist Kunst, was heute als solche angepriesen wird. Im Verlaufe der Jahre bin ich jedoch zur Überzeugung gekommen, dass sich Kunst nie richtig definieren lässt und die Frage, was Kunst ist, nie endgültig beantwortet werden kann. Da sie trotzdem eine gewisse Anziehungskraft auf mich ausübt, da ich mich immer wieder damit auseinandersetze, habe ich mich für folgende Maxime entschieden:
Kunst ist für mich, was mich auf irgend eine Art und Weise fasziniert, anzieht und begeistert. Dabei gibt es leider auch ganz vieles, was als Kunst angepriesen wird, was mich kalt lässt, langweilt oder sogar ärgert. Wobei Ärger immerhin etwas in mir auslöst, was ich jedoch nicht wirklich anstrebe.

Diese Maxime, wie ich mit Kunst umgehe, birgt die Gefahr, alles sofort beurteilen zu müssen. Ich fühle mich dazu gedrängt und kann das Gesehene oder Erlebte nicht einfach nur wahrnehmen. Sofort muss ich es einordnen, klassifizieren, in einen Bezug zu anderem setzen und als gut oder schlecht taxieren. So als ob ich ein Kunstkritiker wäre, wobei ich denke, dass nicht einmal ein Kunstkritiker zu einem Urteil fähig ist, auch wenn sich viele dazu berufen fühlen. Der Kunstkritiker hat sich vielleicht etwas intensiver mit Kunst auseinandergesetzt, kann Verbindungen zu bereits Bestehendem herstellen, kann dies in Worte fassen (wenn er es denn kann), aber er kann sich kein allgemeingültiges Werturteil erlauben. Ich vermute, dass dieser Drang zu einem schnellen Werturteil aus unserem kapitalistisch geprägten Denken entsteht. Wer befasst sich schon gerne mit Wertlosem? Wobei der Wert nie rein materialistisch verstanden wird, sondern ein ideeler Wert gemeint ist, der eben nicht wirklich messbar ist.

Kunst erfordert oft eine etwas längere Auseinandersetzung als nur einen oberflächlichen Blick und ein schnelles Urteil. Vielleicht muss ich etwas wissen oder wenn ich nichts weiss, mir Wissen aneignen. Allerdings wo hole ich mir dieses Wissen her? Wo setze ich an? Welche Fragen stellen sich? Vom Künstler oder der Künstlerin sind kaum Erklärungen zu erwarten, da in Kunstkreisen die Maxime gilt, dass ein Künstler nie sein Werk selber erklären sollte, weil es dadurch an Kraft verliert, wie ich irgendwo gelesen habe. Durch die Erklärung verliert die Kunst an Substanz. Verliert seine Rätselhaftigkeit. Der Künstler stellt ein Rätsel, welches der Betrachter zu lösen hat. Oder eine andere Vorstellung, was einen Künstler ausmacht, geht davon aus, dass er aus einem inneren Drang heraus seine Kunst erschafft ohne zu wissen, was er tut. Die Interpretation und Beurteilung überlässt er anderen, wobei immer ein Rest an Rätselhaftigkeit bestehen bleibt.

Beschränkt sich also meine Maxime, wie mit Kunst umzugehen ist, doch nur auf eine simple Frage des persönlichen Geschmacks? Denn alle anderen, scheinbar objektiven Beurteilungskriterien lassen sich ebenfalls in Frage stellen. Ist zum Beispiel Innovation ein Beurteilungskriterium für gute Kunst? Ist etwas, das noch nie dagewesen ist per se gut und dadurch wertvoll? Soll der Künstler ein Erfinder und Entdecker sein? Oder rechtfertigt eine intensive Auseinandersetzung mit einem Thema den Wert eines Kunstwerkes? Oder ist handwerkliches Talent doch Grundlage jeder künstlerischen Tätigkeit? Oder gilt als Kunst, was in Museen und Galerien hängt, in Theatern gespielt wird und im Endeffekt einen Käufer findet?

Alles Fragen, die sich nicht eindeutig beantworten lassen. Und wahrscheinlich macht genau dies den Reiz aus, sich immer und immer wieder mit Kunst auseinanderzusetzen auch wenn es ziemlich sinnlos erscheinen mag.
<<