February 23, 2012 / erstellt am:  February 23, 2012
Lebenserfahrung, Geburtstag, Schmerz

Und plötzlich tat es nur noch weh

Womit habe ich das verdient? Es kommt mir vor wie eine Strafe ohne zu wissen, was ich getan habe. Vielleicht werde ich einfach auch nur alt und erkenne die Grenzen meiner Belastbarkeit nicht.

Wie angeworfen, erwachte ich eines Morgens mit sehr starken Rückenschmerzen. Sie waren so stark, dass es mir schwer viel aus meinem Bett zu steigen. Mein Körper krümmte sich bei der kleinsten Bewegung und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich einigermassen gerade auf meinen Beinen stehen und vorsichtig den Weg zur Toilette in Angriff nehmen konnte. Ich kam mir vor wie ein alter Mann, der nur noch am Stock gebückt und sich sehr langsam vorwärts bewegen konnte. Einen Stock hatte ich allerdings nicht zur Hand, sondern hangelte mich den Wänden entlang zuerst in den Flur und dann ins Badezimmer. Auf der Toilette sitzend bemerkte ich, wie sich langsam das Gehör verabschiedete und mir schwarz vor den Augen wurde. Da ich diesen Zustand kurz vor der Ohnmacht kenne, weiss ich, dass ich nur tief zu atmen brauche um mein Bewusstsein wieder zu erlangen. Kotzübel war mir dennoch. Der Weg zurück ins Bett dauerte die zweite Hälfte der Ewigkeit.

Es ist nie so authentisch über Schmerz zu schreiben, wie wenn man ihn gerade hat. Aber dennoch ist es schwierig diesen Schmerz zu beschreiben, weil die richtigen Worte fehlen. Es ist weder ein brennender noch stechender Schmerz. Es tut einfach weh. Ich suche nach einem Bild, einer Metapher, die den Schmerz umschreiben könnte. Es fühlt sich in meinem Rücken so an, als ob meine Wirbelsäule durch irgendetwas zusammengequetscht wird. Wie eingespannt im Schraubstock. Alle Muskeln rund herum verkrampfen sich. Auch wenn sich der Schmerz im unteren Bereich links neben der Wirbelsäule befindet, kann ich ihn nicht genau lokalisieren. Am schlimmsten ist aber, dass ich nicht weiss, wie ich mich bewegen, stehen, liegen oder sitzen soll. Der Schmerz ist permanent vorhanden. Einmal etwas stärker und dann wieder etwas schwächer. Keine Körperhaltung scheint ideal.

Natürlich dachte ich zuerst an Hexenschuss, wohl wissend, dass dies keine medizinische Fachbezeichnung ist. So eine Art Hexenschuss hatte ich schon einmal vor einigen Jahren, als ich im Estrich in einer Dachschräge eine schwere Kiste heben wollte und dabei eine ungünstige Körperhaltung einnehmen musste. Aber diesmal konnte ich mich nicht an eine körperliche Verrenkung oder falsche Belastung erinnern. Und vor allem empfand ich den Schmerz viel schlimmer als damals.

Bei Rückenschmerzen soll man sich bewegen und nicht zu lange liegen bleiben, lass ich in einer Broschüre beim Chiropraktiker. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass mir Bewegung gut tat. Konnte allerdings nie herausfinden, was wirklich zur Heilung beitrug. Die Schmerzen gingen weg und kamen scheinbar grundlos wieder zurück. Weder ein warmes Bad, Schmerztabletten noch eine Rückenmassage verschafften Linderung.

Der Arzt konnte einen Bandscheibenvorfall oder einen eingeklemmten Ischiasnerv ausschliessen, da der Schmerz nicht ins Bein hinunter oder in den Oberkörper ausstrahlte. Vorerst. Mit der Zeit verlagerte sich der Schmerz. Vom Rücken ins Gesäss. Also doch Verdacht auf Bandscheibenvorfall. Ein MRI soll Aufschluss darüber geben.
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