June 29, 2010 / erstellt am:  June 30, 2010
Highlight, Freizeit, Bern, Marzili, Aare

Aareschwumm-Premiere

Gestern war meine Premiere: Zum ersten mal in diesem Jahr bin ich in der Aare in Bern schwimmen gegangen bei 18 Grad Wassertemperatur. Ein Termin, den ich mir jeweils merke. Letztes Jahr war es zum Beispiel einen Tag später am Dienstag 30. Juni 2009 bei 19 Grad. Und 2008 war es bereits am Montag 23. Juni ebenfalls bei 18°. Es soll Menschen geben, die jeden Tag in die Aare schwimmen gehen. Sommer und Winter, bei jedem Wetter und bei jeder Luft- und Wassertemperatur. Anfang April diesen Jahres begegnete ich tatsächlich zwei jungen Burschen, die angeblich jede Woche in die Aare schwimmen gehen, was ich natürlich sofort fotografisch festhalten musste. Die Wassertemperaturanzeige im Marzili zeigte 7° an. Mein Temperaturgrenzwert liegt etwa bei 17° und dann auch nur für eine kurze Strecke.

Das Schwimmen in der Aare gehört zum Schönsten, was man in Bern machen kann. Ein wunderbares Naturerlebnis. Nicht vergleichbar mit einem See oder dem Meer, was natürlich auch reizvoll ist. Das gleichmässige Fliessen der Wassermassen hat gleichzeitig etwas Anziehendes und Beruhigendes. Es braucht etwas Überwindung in das kalte Wasser zu springen, aber wenn man dann einmal drin ist, sich etwas bewegt hat, gewöhnt man sich daran und lässt sich von der Strömung treiben. Links und rechts am Ufer ziehen die Bäume und Häuser vorbei. Bereits bevor man sich unter der Monbijoubrücke durchtreiben lässt, entdeckt man das Bundeshaus, den Münsterturm und das Hotel Bellevue. Schwimmen im Fluss mitten in einer Hauptstadt, wo gibt es das schon? Wenn man den Kopf unter Wasser hält, hört man die Steine, die auf dem Grund von der Strömung mitgerissen werden, aneinander schlagen. Die Aare hat auch einen ganz eigenen Geruch, so dass das Schwimmen im Fluss zu einem Erlebnis für alle Sinneswahrnehmungen wird.

Je nach Wasserstand ist die Strömung stärker oder schwächer und so variiert die Dauer die man für dieselbe Strecke benötigt. Gegen die Strömung schwimmen verlängert den Aufenthalt im Wasser, aber ohne wirklich Fluss aufwärts schwimmen zu können, da die Strömung immer zu stark ist. Nach einem Gewitter ist das Wasser meistens abgekühlt und braun gefärbt, so dass man keine Lust hat schwimmen zu gehen. Erst nach einigen Tagen wärmt sich die Aare wieder auf und erhält seine dunkelgrüne Farbe zurück. Es gibt viele Schauermärchen von gefährlichen Strudeln, die einen in die Tiefe ziehen. So einem bin ich noch nie begegnet und halte das Schwimmen in der Aare generell für ungefährlich. Dennoch ertrinken angeblich jedes Jahr wieder Menschen im Fluss. Schwimmen sollte man natürlich schon können. Ein Schluck Aarewasser kann übrigens nicht schaden. Angeblich soll die Wasserqualität sehr gut sein. Bestimmt gibt es auch Fische im Wasser. Während dem Schwimmen habe ich aber noch nie einen gesehen oder gar berührt. Dem Flussufer entlang sieht man Enten und selten eine Ratte. Beim Tierpark Dählhölzli ist man plötzlich auf Augenhöhe mit den Pelikanen. Am Abend in der Dämmerung schwirren die Mücken über die Wasseroberfläche, so dass man beim schwimmen am besten den Mund geschlossen hält.

Am Ende vom Marzili ist es ganz einfach eines der vielen roten Treppengeländer zu packen und auszusteigen. Nur bei niedrigem Wasserstand muss man etwas aufpassen, dass man die Beine und Knie nicht am Grund aufschlägt. Wenn es ganz heiss ist und vor allem am Wochenende pilgern ganz viele Menschen im Badkleid oder Badehose wie eine Karawane auf dem Uferweg Fluss aufwärts bis zum Schönausteg oder noch weiter bis ins Eichholz um sich dann kollektiv in die Fluten zu stürzen. Die Mutigsten springen mit einem gewagten Salto vom Schönausteg. Andere gehen es etwas gemächlicher an.

Leider sind die Sommer mit den warmen Tagen meistens sehr kurz und so versuche ich jede Gelegenheit auszunutzen. Mehr als 20° wird die Aare selten und wenn doch, ist dies ein ganz besonderes Ereignis. Nur wenn es wirklich sehr heiss ist, packen wir unsere Kleider in einen wasserdicht verschliessbaren Sack und schwimmen damit von der Elfenau bis ins Marzili. Am schönsten ist es am Abend, wenn die Sonne langsam unter geht und die meisten Menschen nach Hause gehen, dann bleiben wir meistens bis ganz am Schluss, bis das Marzilibad geschlossen wird. Nur einmal waren wir nach einer Sommerparty um Mitternacht in der Aare schwimmen. Es war einwenig unheimlich und wir hörten Geräusche, die wir sonst nie hörten. Nur der Vollmond gab uns etwas Licht. Eine bleibende Erinnerung. Auch heute werde ich wieder hingehen, nicht um Mitternacht sondern am Nachmittag, und hoffe natürlich, dass die Aare bereits ein Grad wärmer ist als gestern.

www.aaremarzili.info
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