December 2, 2019 / erstellt am:  December 21, 2019
Reise, Spanien, Barcelona

Nach uns die Sintflut in Barcelona

Sich in Barcelona zu orientieren ist nicht ganz einfach. Vor allem wenn man kein smartphone und keine Karte bei sich hat. Schnell verliert man sich im riesigen Strassenlabyrinth. Einziger Orientierungspunkt neben Sonnenstand und Intuition ist die Avinguda Diagonal, welche das Schachbrettmuster diagonal durchquert. Jede Kreuzung sieht ähnlich aus. Und meint man eine Strasse wiederzuerkennen, stellt sich heraus, dass es doch eine andere ist. Dennoch habe ich alles gefunden, was ich gesucht hatte. Manchmal dauerte die Suche etwas länger, weil ich mich verlaufen hatte.

Gleich zweimal war ich in diesem Jahr in Barcelona. Im Mai und im Dezember. Immer aus geschäftlichen Gründen und immer nur für wenige Tage. Und trotz Arbeit blieb mir etwas Zeit die Stadt anzuschauen und vor allem zu durchwandern.

Der Zufall wollte es, dass es zwei Mal regnete als ich in der katalanischen Hauptstadt war. Es regnet nicht oft in Barcelona. Aber wenn es regnet, regnet es heftig. Sintflutartig. Trotz Schirm waren in kürzester Zeit meine Kleider und meine Schuhe durchnässt. Zuflucht vor der Nässe fand ich im Kunstmuseum. Immer wenn ich in einer Stadt nur wenig freie Zeit habe, will ich zumindest das Kunstmuseum besuchen. In Barcelona gibt es mehrere davon, wobei mich die zeitgenössische Kunst am meisten interessiert. Im MACBA gibt es auf 3 Etagen Ausstellungen moderner Kunst zu sehen. Neben der Sammlungsausstellung war im Mai eine Sonderausstellung des schweiz-amerikanischen Künstlers Christian Marclay zu sehen. Und im Dezember eine Sonderausstellung vom griechischen Künstler Takis und der deutschen Künstlerin Charlotte Posenenske. Alles Namen, die ich bisher noch nicht kannte, wobei mir die magnetischen Installationen von Takis am besten gefallen haben.

Der Weg zum Strand von Barcelona ist weit. Bestimmt würden Busse dahin fahren. Taxis sowieso. Aber ich ging zu Fuss. Wollte das Meer sehen. Und es hat sich gelohnt. In der Abenddämmerung erreichte ich die Playa de la Barceloneta. Beinahe menschenleer. Kein Wunder im Dezember und bei schlechtem Wetter. Im Sommer muss es hier nur so wimmeln von Touristen und Taschendieben.

Angeblich gibt es für die Einheimischen zu viele Touristen in Barcelona und sie beginnen sich dagegen zu wehren. Vor allem die Hotspots, wie die Basilika Sagrada Familia von Antoni Gaudi, die Einkaufsstrasse La Rambla und der Park Güell sind zwischen April und September hoffnungslos überfüllt. Der Tourismus brachte der Stadt zwar den wirtschaftlichen Aufschwung, aber mit 32 Millionen Besuchern pro Jahr scheint eine Grenze des Erträglichen erreicht zu sein. Die Stadt versinkt in einer Sintflut an Touristen, begünstigt durch billige Flüge, preiswerte Airbnb-Unterkünfte und zunehmenden Tagesausflüglern von Kreuzfahrtschiffen, die im Hafen von Barcelona anlegen. Transparente auf denen steht, dass die Touristen verschwinden sollen, habe ich keine gesehen.

Rettung einer misslungenen Fotografie. Misslungen nur im technischen Sinn, weil die Kamera noch auf Innenaufnahme eingestellt, ich aber bereits wieder draussen unterwegs war. Ein kurzer Augenblick. Ein Schnappschuss. Keine Zeit die Kamera richtig einzustellen. Ein Mann auf einem Gerüst zieht einen grossen mit Lampen bestückten Buchstaben zu sich hoch um ihn zu montieren. Ein Rummelplatz mit Karussellen und anderen Fahrgeschäften entsteht. Die Reduktion auf schwarz und weiss lässt die übermässige Aufhellung etwas in den Hintergrund treten. So entstand doch noch ein halbwegs geglückter Schnappschuss und brachte mich auf die Idee, den sämtlichen Fotografien von Barcelona die Farben zu entziehen, weil sie nirgends eine wichtige Rolle spielten.

Es seien keine Spanier anwesend. Nur Katalanen. Sagte mir Marcel, der Geschäftsführer des Hostels, beim inszenierten Pasta-Essen. Inszeniert für die Fotografie. Ein Hostel soll ein Ort der Begegnung sein. Begegnet bin ich neben den Katalanen auch einem Ukrainer und einem Letten. Die Pasta waren lecker und die Fotografien sind geglückt.

Ich kann genau einen Satz auf Spanisch: No hablo espanol. Wirklich weit kommt man damit nicht. Aber zum Glück sprechen und verstehen die meisten Englisch. Zur Not, wenn ich wieder einmal nach dem Weg fragen musste und die angesprochene Person nur Spanisch sprach, halfen auch Handzeichen.
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