September 19, 2013 / erstellt am:  November 8, 2013
Reise, Ferien, Frankreich, Spanien

Entlang der Atlantikküste bis ins Baskenland

Ein Ziel vor Augen zu haben, gibt einer Reise einen Sinn. Wobei die Reise selber bereits Sinn macht, gemäss dem Sprichwort, der Weg ist das Ziel. Dennoch war unser Ziel das Guggenheim Museum in Bilbao und auf dem Weg dahin ebenso die Kleinstadt Saint-Jean-de-Luz, wo ich bereits vor mehr als 20 Jahren zweimal einige Ferientage verbrachte. Woran kann ich mich noch erinnern? Wie sieht es heute aus? Was hat sich verändert?

Ausgangsort war Bordeaux, wo wir planten am Flughafen für zwei Wochen ein Auto zu mieten und mehr oder weniger planlos entlang der Atlantikküste südwärts zu fahren um jeweils zwei Nächte an einem anderen Ort in einfachen Hotels zu übernachten. Zuerst verbrachten wir aber zwei Tage in Bordeaux (Hotel Appart'City Bordeaux Centre) um diese Stadt im Südwesten Frankreichs kennenzulernen. Eine hübsche Stadt am Fluss Garonne, der durch seine braune Farbe weniger hübsch aussah. Direkt am Fluss gelegen der Place de la Bourse mit dem Miroir d'eau. Auf einer Fläche von 3450 m2 bestehend aus Granitplatten spiegelt sich auf einem 2 cm hohen Wasserfilm der Palast der alten Hafenbörse. Nach dem Ablaufen des Wassers wird in zeitlichen Abständen aus 900 Düsen Nebel über den ganzen Platz versprüht, was nicht nur für Touristen ein willkommenes Spektakel ist. Einmal mehr haben wir es geschafft, ein Kunstmuseum während einem Ausstellungsumbau zu besuchen. Dennoch gab es im Musée d'Art Contemporain CAPC einiges zu entdecken, wie auch im Museum CAP Science.

Bordeaux – Le Teich – Arcachon - Dune du Pilat – Biscarrosse Plage – Mimizan Plage – Plage du Métro (Tarnos) - Biarritz - Saint-Jean-de-Luz – Jaizkibel - San Sebastian – Zarautz – Getaria – Lekeitio – Laga Playa – Bilboa – Sopelana – Armintza - Bakio – Gaztelugatxe - Vieux Boucau-les-Bains – Dax – Contis Plage - Bordeaux

Eindrücklich ist die Dune du Pilat an der Atlantikküste bei Arcachon gelegen. Ein Naturphänomen welches unter Naturschutz steht. Ein riesiger Sandhaufen bevölkert mit Touristen. Es sei mit 1.35 km2 und einer Höhe von ca. 110 m die grösste und höchste Wanderdüne Europas umgeben von Kiefernwäldern. Seit 2009 wird die Düne im Rahmen eines wissenschaftlichen Programms jährlich vermessen, um genaueren Aufschluss über ihre Entwicklung zu erhalten. Der wunderbare Panoramablick zuoberst entschädigt für den anstrengenden Aufstieg im weichen Sand.

Ob es an den strengen Bauvorschriften oder am Naturschutz liegt, dass entlang der Atlantikküste (Côte d'Argent) relativ wenig Orte direkt am Meer liegen, fanden wir nicht heraus. Aber auf jeden Fall ist dieses Gebiet eher dünn besiedelt und nicht so zugebaut, wie an anderen Küstengebieten. Und Ende September wirkten die Badeorte wie Biscarrosse Plage (Pension Les sables faim), Mimizan Plage oder Vieux Boucau-les-Bains trotz herrlichem Sommerwetter schon beinahe ausgestorben. An den scheinbar endlosen unverbauten Sandstränden ist das Baden wegen der hohen Wellen zwar kaum noch möglich. Umso mehr erfreut dies die zahlreichen Surfer auf der Suche nach der perfekten Welle.

Je südlicher wir fuhren, desto besiedelter wurde es. Nach einem kurzen Zwischenstop im mondänen Biarritz fuhren wir direkt weiter zum beschaulicheren Saint-Jean-de-Luz. Dank der geografischen Lage an der schützenden Bucht hat sich Saint-Jean-de-Luz (Hotel Magenta) kaum verändert. Noch immer dominiert «La Pergola» die Uferpromenade. Der im Art Deco Stil vom Architekten Robert Mallet-Stevens 1928 erbauten Gebäudekomplex mit Hotel, Geschäften und Casino ist einem Ozeandampfer nachempfunden und bricht mit dem regionalen Baustil der umliegenden Gebäude. Trotz seiner Grösse strahlt es einen gewissen Charme vergangener Zeiten aus. Auf den Klippen beim Eingang der Bucht waren früher die Wellenbrecher noch begehbar. Heute ist der Zugang abgesperrt, weil wohl zu viele Menschen die Gefahr unterschätzten, von den Wellen erfasst und weggespült wurden und dabei ihr Leben verloren, wie die Blumen und Gedenktafeln am Absperrzaun zeigten.

Bei Hendaye passierten wir kaum bemerkbar die Grenze zu Spanien. Abgesehen von der Sprache änderte sich vor allem der Baustil der Häuser. An den wenigen Sandstränden der Region wurden beinahe überall eher hässliche Hochhäuser gebaut. Nur einmal fanden wir einen abgelegenen Strand, der nicht zugebaut wurde. Überall waren baskische Fahnen und Plakate der Unabhängigkeitsbewegung zu sehen und vieles war baskisch angeschrieben.

Da wir keine Strassenkarte bei uns hatten, wären wir ohne Navigationsgerät aufgeschmissen gewesen. Und genau dies geschah dann auch, indem es unerwartet ausschaltete. Nach dem es bei ungeschickten Reparaturversuchen sogar Funken sprühte, konnte es überhaupt nicht mehr eingeschaltet werden. Zum Glück lag es nur an einer kaputten Sicherung, die wir in einem Leuchtengeschäft in Lekeitio kaufen konnten und das Navigationsgerät wieder einwandfrei zum Funktionieren brachte.

Um sich in einer neuen Stadt einen Überblick zu verschaffen, lohnt es sich, sie von oben zu betrachten. In San Sebastian ist dies auf dem Hügel Monte Urgull möglich. Bei der Statue «Cristo de la Mota», die von weitem sichtbar ist, gibt es einen wunderbaren Panoramablick über die Stadt und ein kleines Museum, in dem man einiges über die Stadt erfahren kann. Da in San Sebastian gerade das alljährliche internationale Filmfestival statt fand, war es nicht möglich ein günstiges Hotel zu finden und so fuhren wir weiter nach Zarautz (Hotel Txiki Polit). Eine kleine Küstenstadt mit einem 2.5 km langen Sandstrand. Mehr zufällig entdeckten wir ein Fotografiemuseum, welches die Geschichte der Fotografie aus spanischer Sicht zeigte.

Auf einem Spaziergang von Zarautz zum Nachbarort Getaria wurden wir bei der Ankunft plötzlich von Rolltreppen überrascht. Diese führten zu einem überdimensionierten Museum, das alleine dem Modedesigner Cristobal Balenciaga gewidmet war. Er wurde 1895 in Getaria geboren und bestimmte massgeblich die Haute Couture der vierziger und fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Dass er mir bisher unbekannt war, liegt wohl an seinem Namen, den ich mir einfach nicht merken kann.

Am neunten Reisetag erreichten wir endlich unser Reiseziel: Bilbao. Unser Hotel (Hotel Bilbi) buchten wir über Internet zwei Tage im Voraus. Ohne Navigationsgerät hätten wir es nie gefunden. Obwohl die Stadt am Fluss Nervion etwa gleich gross wie Bordeaux ist, leben hier beinahe doppelt so viele Einwohner. Gut sichtbar an den hohen Häusern. Zentrum des touristischen Interesses ist das 1997 errichtete Guggenheim Museum nach Plänen des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry gebaut. Der spektakuläre Museumsbau aus Titan, Glas und Kalkstein ist eines der wichtigsten Beispiele avantgardistischer Architektur des 20 Jahrhunderts weltweit, wie auf Wikipedia zu lesen ist. Schwerpunkt der Sammlung ist moderne, sowie zeitgenössische Kunst, die in wechselnden Ausstellungen gezeigt wird. Das Museum und andere Bauwerke namhafter Architekten führten zu einem Aufschwung in der sonst eher gesichtslosen Industriestadt. Wie überall in Spanien gibt es auch in Bilbao viele Tapas-Bars, wo die kleinen Appetithäppchen jedoch auf baskisch Pintxos genannt und auf dem Tresen feilgeboten werden. Pintxos sind jedoch keine kostenlosen Beigaben zum Getränk wie Tapas. Abgerechnet wir nach Anzahl der Spiesse, die jeden Pintxos zusammenhalten. Nur dumm, wenn man Lust auf Teigwaren hat.

Da das Wetter Anfang Oktober immer noch sommerlich warm war, zog es uns wieder an die Küste, wo wir in Bakio zwei weitere Tage verbrachten (Hotel Arimune). Als Tourist ist die Wirtschaftskrise in einem Land kaum spürbar. In der Nähe von San Sebastian wollten wir ein Museum vom spanischen Bildhauer Eduardo Chillida besuchen, welches jedoch bereits im Dezember 2010 infolge der Finanzkrise geschlossen wurde, was wir jedoch erst im Nachhinein erfuhren und vergebens nach Hernani reisten.

Zum Abschluss der Reise konnten wir in Vieux Boucau-les-Bains (Hotel Mer & Golf Boucanier) ein grandioses Naturspektakel in Form eines imposanten Gewitters über dem Atlantik erleben. Der damit verbundene Wetterumschwung konnte uns egal sein, da wir am nächsten Tag unser Mietauto in Bordeaux abgaben und mit vielen Fotografien und noch viel mehr Eindrücken nach Hause flogen.

Eine Auswahl der besten Fotografien auf meinem Flickr-Account
<<