November 12, 2012 / erstellt am: November 12, 2012 aufgefallen, gefallen, gelesen, Buch, Literatur, Kritik
Aus den Fugen geraten
Die gute Idee ist die Ausgangslage einer Geschichte - der Anfang aus dem sich alles Weitere ergibt. Und da die Geschichte nicht mit der Idee beginnt, sondern sich langsam aufbaut und sich darauf zubewegt, ist die gute Idee viel mehr das Zentrum, um das sich alles dreht.
Ein bekannter Pianist bricht während eines Konzertes sein Spiel ab, schliesst den Klavierdeckel und verlässt den Saal. «Das war's dann», soll er beim Hinausgehen noch gesagt haben. Das abrupte Konzert-Ende hat nicht nur für den Künstler Konsequenzen, sondern auch für seine Umwelt. Damit gerät nicht nur das Leben des fiktiven Pianisten aus den Fugen, sondern auch vieler weiterer Hauptfiguren, die im Roman «Aus den Fugen» von Alain Claude Sulzer in kausalem Zusammenhang mit dieser Grundidee stehen.
Und da diese Grundidee so einfach aber reizvoll ist, wirkt das Zusammenspiel der verschiedenen Episoden zwar streng komponiert, wie ein Musikstück - eine Fuge eben - bleibt aber glaubwürdig bis zum Schluss. Vielleicht sind gewisse Episoden absehbar und vielleicht mag durch die Vielzahl der Protagonisten kaum Empathie aufkommen und vielleicht wirkt das ganze zu konstruiert. Und dennoch tut dies keinen Abbruch an der Grundidee, da wahrscheinlich alle schon einmal daran gedacht haben, aus dem Hamsterrad auszusteigen, das eigene Schicksal zu beeinflussen und einfach davon zu laufen - warum auch immer.
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