May 25, 2013 / erstellt am: May 25, 2013 aufgefallen, Fotografie, Malerei, Bildbetrachtung Absurde und surreale SelbstinszenierungenOhne genau zu wissen warum, sind mir drei Bilder vom holländischen Künstler Teun Hocks aufgefallen, die mir gefallen. Auffallend dabei ist, dass bei allen drei Bildern die Farbe gelb dominiert. Zufall oder Absicht? Es gäbe auch noch andere Bilder von ihm ohne dominierendes gelb, die mir jedoch weniger gut gefallen, weil sie zu inszeniert, zu gewollt, zu surreal sind oder weil sie mich zu stark an Bilder von René Magritte erinnern und dadurch an Eigenständigkeit verlieren.Alle Bilder von Teun Hocks basieren auf inszenierten Fotografien mit ihm selber als Hauptakteur. Es ist natürlich am einfachsten, sich selber zu fotografieren, dies erspart das mühsame Suchen eines geeigneten Modells. Und auch präzise Regieanweisungen erübrigen sich um die Bildideen genau so umsetzen zu können, wie sie erdacht wurden. Hinzu kommt, dass er als grauhaariger, schon etwas älterer Mann die absurden Situationen in die er sich begibt noch viel absurder erscheinen lässt, weil ich dies von einem älteren Mann weniger erwarten würde. Auch sein korrekter Anzug mit Krawatte strahlt eine Seriosität aus, die durch die absurden Situationen gebrochen wird. Durch diesen Überraschungseffekt wird analog zu der überraschenden Pointe eines Witzes zuerst eine neugierige Aufmerksamkeit und dann Komik erzeugt, die mich zum Schmunzeln bringt. Genau deshalb finde ich nicht, dass er durch die Selbstinszenierung einen anonymen Jedermann darstellen will, wie es in manchen Rezensionen beschrieben wird. Das Absurde beinhaltet immer die Möglichkeit, dass die Situation zwar absurd ist, aber so sein könnte. So ist es gut möglich, dass ein Mann in einem Kronleuchter hängt, auch wenn dies keinen Sinn ergibt. Was macht er da? Wie ist er da hingekommen? Was hat ihn in diese missliche Lage gebracht? Eine absurde Situation, die Fragen aufwirft. Ebenso absurd ist die Situation mit der Tischleuchte. Ein Mann beugt sich analog zur Form einer Tischleuchte und schaut auf den beleuchteten Boden vor sich. Der Lichtkegel der Tischlampe lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Stelle am Boden, wo es aber eigentlich nichts zu sehen gibt, was das Verhalten des Mannes absurd oder skurril erscheinen lässt. Absurdität bezeichnet gemäss Wikipedia etwas Widersinniges oder Unsinniges. Das kann ein außergewöhnliches, abstruses, der Logik widersprechendes oder seltsames Vorkommnis oder Phänomen sein, dem der Verstand des Einzelnen entgegen seiner Gewohnheit keinen Sinn zu verleihen mag. Johann Wolfgang von Goethe bringt es auf den Punkt: «Das Absurde, mit Geschmack dargestellt, erregt Widerwillen und Bewunderung.» Eher surreal als absurd wirkt die Situation in der Bildergalerie, wo ein Mann auf einem Stuhl stehend durch einen Bilderrahmen schaut, wie durch ein Fenster. Hier wird damit gespielt, dass gewisse Bilder eine Wirklichkeit vortäuschen, wie sie vor Ort nicht vorhanden ist. Absurd daran ist, dass ein Mann es wagt in einer Bildergalerie auf einen Stuhl zu stehen um durch einen Bilderrahmen zu schauen. Surreal ist, dass dies in Wirklichkeit nicht möglich ist. Grundsätzlich gefallen mir absurde und skurrile Situationen besser als surreale, weil sich das Surreale an keine realen Vorgaben oder Gesetzmässigkeiten halten muss. Dadurch wird alles möglich. Und wenn alles möglich wird, wird es beliebig. Weil Fotografie immer ein Abbild der Wirklichkeit ist, haftet ihr nach wie vor trotz digitaler Manipulationsmöglichkeiten ein engerer Realitätsbezug an als der Malerei. Das Übermalen der Fotografien mit Ölfarbe lässt die Bilder dadurch surrealer erscheinen. Im Verlaufe der Recherche zu Teun Hocks ergaben sich immer mehr Fragen, die ich nicht beantworten konnte: Warum übermalt er seine inszenierten Fotografien mit Ölfarbe? Warum lässt er nicht bereits die Fotografie als Kunstwerk gelten? Warum sind seine Bilder meist ohne Titel? Teun Hoek wurde 1947 in Leiden geboren. Neben Fotografie und Malerei machte er auch Super 8 Filme und Performances. Er unterrichtete Zeichnen und Fotografie an der Design Academy in Eindhoven und später an der Rietveld Akademie in Amsterdam. Heute lebt und arbeitet er in Breukelen. Seine Arbeiten werden regelmässig in Einzel- oder Gruppenausstellungen in Europa und Amerika gezeigt. |