July 6, 2016 / erstellt am:  July 20, 2016
aufgefallen, gefallen, Kunst, Kunstmuseum, Installation

Freude an der eigenen Wahrnehmung

Ich betrete einen dunklen Raum. Es ist still. Meine Konzentration wird einzig und allein auf eine grosse weisse Leinwand gelenkt. Durch meine Bewegungen im Raum erzeuge ich Schwingungen im Wasser, welches sich unter dem Holzboden befindet. Diese Schwingungen werden mit Licht als Wellenmuster an die Leinwand projiziert. Zuerst nur eine einfache Welle, die über die Fläche wandert, sich dann aber an den Wänden bricht, zurückgeworfen wird, sich mit weiteren Wellen überlagert und zu einem Muster verquickt. Ein ästhetisches Ereignis. Es entstehen Bilder, die an die optischen Effekte von Bridget Riley erinnern, mit dem Unterschied, dass diese sich ständig verändern und mit einkehrender Ruhe verflüchtigen.

Man könnte die Bewegungen der Wellen berechnen. Aber ich denke nicht an Physik, sondern erfreue mich einfach dem faszinierenden Schauspiel. Ein wunderbares Schauspiel aus beschaulicher Ruhe und Turbulenz. Man könnte herausfinden wollen, wie das genau funktioniert mit dem Licht, dem Wasser und der Reflexion, weil alles transparent im Raum sichtbar ist. Aber ich erfreue mich einfach nur an den verschiedenen Wellenbildern, die an die Wand projiziert werden. Ich erfreue mich am Rhythmus von Ruhe und Bewegung.
Aber warum fasziniert mich dieses simple Schauspiel? Schon oft habe ich Wellen betrachtet, wenn ich zum Beispiel an einem ruhigen See sitze, einen Stein ins Wasser werfe und den konzentrischen Kreisen beim Wachsen zuschaue. Warum vergesse ich die Zeit beim Betrachten dieser interaktiven Installation vom dänischen Künstler Olafur Eliasson?

Er mag es gerne gross. Je monumentaler desto eindrücklicher. Und trotz der monumentalen Grösse mag er es simpel und minimal, auch wenn der Aufwand, der dahinter steckt, ebenfalls monumental ist. Es gibt keine unnötige Ablenkung, sondern nur die Reduktion auf Wasser und Licht in einem grossen Ausstellungsraum.

Bei der zweiten Installation strahlt das Licht durch einen langen Schlitz in der Wand, welcher nur eine einzelne Welle an die Wand projiziert. Und bei der dritten Installation fällt immer wieder ein Schwamm ins Wasser, der an einem Faden befestigt ist.

Er mag Vergängliches. Und das Licht am liebsten. Olafur Eliasson ist als Lichtkünstler einer der gefragtesten Künstler der Gegenwart. Doch der Däne macht nicht nur Kunst, er leistet auch Entwicklungshilfe. Mit seiner Solarzelle «Little Sun» will er Drittweltländer mit Strom versorgen. (Stefan Zucker auf SRF)

Kontemplation bedeutet beschauliche Betrachtung. In der Regel wird durch ein kontemplatives Handeln ein besonderer Empfindungszustand oder eine Bewusstseinserweiterung angestrebt. Eine kontemplative Haltung ist von Ruhe und sanfter Aufmerksamkeit bestimmt.

Ólafur Elíasson (geboren am 5. Februar 1967 in Kopenhagen) ist ein dänischer Künstler isländischer Herkunft. Er lebt in Berlin und Kopenhagen und beschäftigt sich vornehmlich mit physikalischen Phänomenen in der Natur wie Licht und Wasser, Bewegung und Reflexion. (…) Er betreibt ein Studio in einem ehemaligen Berliner Fabrikgebäude auf dem Pfefferberg, wo etwa 40 – 50 Mitarbeiter seine Entwürfe umsetzen. (Wikipedia)

Ausstellung «Notion Motion» gesehen im Kunstmuseum Boijmans van Beuningen in Rotterdam. Die drei Installationen wurden speziell für diesen Raum konzipiert.

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