September 17, 2016 / erstellt am:  September 28, 2016
Reise, Ausflug, Fahrrad, Fahrradtour, Jura, Schweiz

Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah

Eines ist klar: Ich fahre definitiv lieber hinunter als hinauf mit dem Fahrrad. Es ist weniger anstrengend und macht mehr Spass, wenn mir der Fahrtwind um die Ohren saust. Und schliesslich hat mein Fahrrad Bremsen, wenn es einmal zu flott hinuntergehen sollte. Darum sollte unsere Velotour am höchsten Punkt in Saignelégier beginnen. Saignelégier liegt im Kanton Jura auf knapp 1000 Meter über Meer und der Endpunkt der Fahrradtour war in Glovelier auf 500 Meter über Meer geplant. Es musste also grössten Teils hinunter gehen. Das Dorf Saignelégier ist einfach über La Chaux-de-Fonds mit dem Zug erreichbar. Es war ein Zufall, dass an diesem Samstag gerade der alljährliche Bio-Markt stattfand. Es sei ein Geheimtipp für Fans von Naturprodukten und biologischen Erzeugnissen und mit 50 Ständen der grösste und bekannteste Markt dieser Art in der Schweiz.

Erstes Etappenziel unserer Fahrradtour war der Etang de la Gruère. Ein gestauter Moorsee, der im 17. Jahrhundert angelegt wurde um eine Mühle und später eine Sägerei betreiben zu können. Das Seewasser zeigt die für Moorgebiete typische braune Farbe mit feinen Torfresten und Humusstoffen, was mich an die Seen in Finnland erinnerte. Den See hat man wandernd in weniger als einer Stunde umrundet.

Zum Glück legte der Nieselregen eine Pause ein und wir fuhren einigermassen trocken weiter durch die schöne Landschaft der jurassischen Freiberge. Fernab von der befahrenen Hauptstrasse auf Nebenstrassen durch schöne Baumalleen. Vorbei an umzäunten Weiden mit Kühen oder Freiberger Pferden. Zwischen Les Genevez und Bellelay überfuhren wir die Kantonsgrenze vom Jura in den Kanton Bern. Im Kloster Bellelay wurde der Käse Tête de Moine erfunden. Heisst aber erst seit ca. 1793 so, weil er an eine Mönchstonsur erinnert. Und noch viel später, erst 1981 erfand der Feinmechaniker Nicolas Crevoisier aus Lajoux die Girolle: ein kurbelähnlicher Käsehobel. Mit ihm lässt sich der Käse Tête de Moine zu Rosetten schaben. Die dadurch vergrößerte Oberfläche des Käses hilft, das volle Aroma zu entfalten. Dies und noch viel mehr ist im Museum der Schaukäserei in Bellelay zu erfahren.

Danach ging es nur noch bergabwärts bis wir in einer engen Kurve den Wegweiser nach Moutier entdeckten. Unser Ziel sollte eigentlich Glovelier sein und von dort mit dem Zug via Delémont und Moutier nach Biel. Warum also nicht direkt nach Moutier fahren? Vielleicht wegen dem steilen Aufstieg nach Souboz und dem Pass Les Ecorcheresses auf 913 Meter über Meer. Ein anstrengender Aufstieg, der jedoch durch eine lange und rasante Abfahrt bis nach Moutier belohnt wurde.

Bei schönem Wetter, wäre es noch schöner gewesen.
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